Vakuumversieglung mit dem V.A.C.

Als wir  vom Chefarzt der Gefäßchirurgischen Abteilung unseres Krankenhauses den Auftrag bekamen uns um den Dekubitus am Steiß von Hr. W.L. zu kümmern waren schon alle in unserem Krankenhaus gängigen Wundbehandlungsmethoden erfolglos ausprobiert worden. Also entschieden wir uns für eine Methode die in unserem Haus bis dahin noch nie benutzt worden ist: das V.A.C. (Vacuum Assisted Closure). Das System besteht aus einer Pumpe, speziellen Wundauflagen mit integrierten Ableitungssystem, Verbandsfolie und einem Sekretauffangbehälter.

Das V.A.C. ist ein Behandlungsverfahren bei dem mit Unterdruck gearbeitet wird. Hierzu wird in die Wundhöhle ein spezieller Schaumverband, in welchem sich Drainagen befinden, eingelegt. Darüber wird eine Folie appliziert. Die Drainagen werden mit der V.A.C.-Pumpe, die den Sekretauffangbehälter beinhaltet, verbunden. Nun kann mit Hilfe der Pumpe ein Unterdruck erzeugt werden, der idealerweise bei 125 mmHg liegt.

Indikationen für den Einsatz des V.A.C. sind chronische Wunden und infizierte Wunden jeder Ursache z.B. Dekubitus, Ulcus Cruris, Diabetikergeschwüre, Dekiszente Wunden nach chir. Eingriffen und sonstige, infizierte Wunden.

Die Therapie kann als OP-Vorbereitung für eine plastische Deckung oder zum Ausgranulieren der Wunde verwendet werden.

Wirkungsmechanismen:

-        Abtransport von überschüssigen Wundsekret, somit eine mechanische Reinigung der Wunde

-        Reduktion des Wundödems

-        Verbesserung der Durchblutung

-        Beschleunigte Bildung von Granulationsgewebe

-        Ideale Wundheilungsbedingungen, es ist eine feuchte Wundheilung ohne Sekretstau möglich

Durch diese Faktoren erreicht man einen schnelleren Granulationsaufbau und somit eine Beschleunigung des Wundverschlusses.

Kontraindikationen sind:

-        Maligne Tumore im Wundbereich

-        Osteomylitis

-        Fisteln zu Organen

Vorsicht ist geboten bei

-        Gerinnungsstörungen

-        nach ausgedehnter Nekrosektomie

-        freiliegenden Organen.

 

Als wir mit der Behandlung begannen hatte Hr. W.L. einen Dekubitus Stufe 4 am Steiß mit einer Größe von 14 cm x 16 cm.

 

Außerdem trafen bei dem Patienten gleich mehrere Faktoren zusammen die gegen eine optimale Wundheilung sprachen. Hr. W.L. war mit einer intraabdominellen Blutung unter Marcumar nach einem Bagatelltrauma aufgenommen worden. Es folgte OP und eine Behandlung auf der Intensivstation. Während dieser Zeit kam es zu einer Sepsis, einer Infektion mit MRSA, der Allgemeinzustand verschlechterte sich drastisch. Erschwerend kam ein Diabetes Mellitus und eine pAVK hinzu.

Trotz Lagerung auf einer Wechseldruckmatraze kam es zu einem Dekubitus im Steißbereich, der zu Beginn bereits konsequent mit den im Hause üblichen Methoden behandelt und der Patient gelagert wurde. Zwischenzeitlich stabilisierte sich die Situation soweit, daß Hr. W.L. die Intensivstation verlassen konnte.

 

Die Mikrobiologischen Abstriche zeigten jedoch immer noch einen MRSA-Nachweis. Der Dekubitus vergrößerte sich trotz regelmäßiger Lagerung, die der Patient jedoch ablehnte, und Verbandswechseln weiter. So begannen wir am 22. Februar 99 mit der V.A.C.-Therapie.

Zur Unterstützung der Behandlung wurde der Patient auf einem V.A.C.-Therapiesystem gelagert. Im Laufe der Behandlung wurden ihm aufgrund der pAVK beide Unterschenkel amputiert. Also stellte sich für uns nicht die Frage wie schnell die Wunde verheilt sondern ob sie überhaupt verheilen wird. Erschwerend kam noch hinzu, daß er fast 5 Monate wegen des MRSA das Zimmer nicht verlassen konnte. Zwischenzeitlich wurden wir durch Taschen- und Fistelbildung zurückgeworfen. Aber auch dieses Problem bekamen wir mit Hilfe des V.A.C. in Griff. Aufgrund der einfachen Handhabung, war ein konsequenter Verbandswechsel, der jedoch nur alle 2 – 3 Tage mit dem V.A.C.-System nötig ist, auch bei ständig wechselnden Personal problemlos möglich.

Seit Mitte July wurde der Patient wieder mit Hydrokolloidverbänden verbunden. Mitte August wurde der Patient zur Rehabilitation in ein anderes Krankenhaus verlegt worden. Die Wunde war jetzt nur noch 7 cm x 7 cm groß, es besteht keine Taschenbildung mehr und die Wunde granuliert gut.

Bedenkt man, daß am Beginn der Behandlung kaum Hoffnung auf eine Wundheilung bestand, war die Behandlung, trotzdem die Wunde noch nicht vollständig verschlossen ist, ein Erfolg.