Jürgen Kuhlmey auf dem Weg ins Guinness Buch der Rekorde

Bereits im Jahre 1997 war Jürgen Kuhlmey, als zweiter Läufer überhaupt, in einem Jahr sieben Marathons auf sieben Kontinenten gelaufen. In diesem Jahr gelang ihm dies erneut. Damit ist er mit 77 Jahren der älteste Läufer auf der Welt dem dies bisher gelungen ist und dürfte einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde sicher haben.

 

 

Das Abenteuer beginnt

 

Los ging es in Melbourne, wo er sich mit 34 Gleichgesinnten traf die innerhalb von sieben Tagen sieben Marathons auf sieben Kontinenten laufen wollten. Sie kamen z.T. aus den USA, aber auch aus arabischen Ländern, England, Nigeria, Brasilien und dem Libanon. Die bisher kürzeste Zeitspanne für solch ein Unternehmen waren 21 Tage gewesen. Für die 35 unerschrockenen Läufer bedeutete dies sieben Tage lang immer in Bewegung zu sein. Sei es laufender Weise, mit dem Bus oder dem Flugzeug. Geschlafen wurde im Flugzeug. Kuhlmey hatte sich zum Ziel gesetzt an fünf Marathons teilzunehmen. „Alle sieben zu laufen wäre mir zu stressig geworden und das hätte keinen Spaß mehr gemacht. Und Spaß muss es machen“. Von Los Angeles flog Jürgen Kuhlmey mit einem 14 ½ stündigen Flug nach Brisbane in Australien. Bis Melbourne im Süden von Australien war es von hier nicht mehr weit, wo ihn Temperaturen von 35 Grad Celsius erwarteten. Glücklicherweise sanken diese bis zum Wochenende auf 26 Grad.

Das Marathon-Hotel lag direkt am Prinzess-Park, ca. 100 m vom Start entfernt. Hier mussten 10 Runden a 4,2 km absolviert werden. Der Lauf wurde von einem einheimischen Lauf Club professionell  organisiert. Pünktlich um 10 Uhr war der Start. Der bedeckte Himmel klarte nach mehreren Runden auf und die Sonne verpasste Kuhlmey, der aus dem regenkalten Norddeutschland angereist war, gleich einen kräftigen Sonnenbrand. Nach dem Lauf hatten die Läufer Gelegenheit sich im warmen Whirlpool wieder zu entspannen, bevor es weiter ging zum nächsten Marathon in Abu Dhabi.

 

 

 Im Land der Scheichs

 

Vom Flugplatz in Abu Dhabi ging es direkt zum Marathongelände das bei einem Sportzentrum lag. Hier warteten schon die einheimischen Läufer auf die Gruppe, die allerdings, wie schon in Melbourne, größtenteils die kürzeren Strecken wählten. Auch ein guter Freund von Jürgen Kuhlmey war extra angereist um mit ihm diesen Marathon zu laufen. „Für mich eine großartige Inspiration.“  Der Kurs verlief vom Sportzentrum zu einem gewaltigen Fußball-Stadium, welches von einer künstlichen Wasserfläche mit Springbrunnen umgeben war. Hier war alles sehr großzügig angelegt. Man hatte keine Mühen gescheut um diesen Marathon unvergesslich zu machen. Im Clubheim des ortsansässigen Tennisclubs wurde den Weltreisenden anschließend ein üppiges Büfett angeboten. Viele nutzten hier auch die Gelegenheit, schon einmal ein wenig vorzuschlafen.

 

 Als Wasserträger in Paris

 

Und weiter ging es zum nächsten Kontinent: Paris/Europa. Vom Flughafen Charles de Gaule ging es mit dem Bus zu einem 20 km entfernten Kanu-Club, wo der nächste Marathon stattfinden sollte. Wie schon zuvor war alles bestens organisiert. Im clubeigenen Restaurant wurden die Läufer vor und nach dem Lauf mit Essen und Getränken versorgt. Gelaufen wurden 7 Runden à 6,1 km. Diesmal waren nur wenige Einheimische am Start. Da Jürgen Kuhlmey eine Laufpause eingelegte, stand er seinen Mitreisenden als Helfer zur Verfügung. „Da es nur eine Verpflegungsstelle gab[BT1]  habe ich 12 Flaschen Wasser auf die andere Seite des Sees getragen, was mir die Läufer speziell in den letzten Runden sehr dankten, da bei zu wenig Flüssigkeitsaufnahme trotz Kälte Dehydrierung drohen kann“, erklärt Kuhlmey. Viel Zeit zum Erholen hatten die Läufer nicht, denn bereits dreizehn Stunden später, um ein Uhr Nachts sollte der nächste Lauf stattfinden. Zwei Marathons innerhalb von 24 Stunden und das nach zwei Marathons in den 2 Tagen vorher auf 2 Kontinenten – eine fast unglaubliche Leistung dieser Läufer. Jürgen Kuhlmey war nur froh, einen Tag ausgesetzt zu haben.

 

 

Nacht-Marathon im historischen Karthago

 

Das nächste Ziel hieß Tunis in Afrika. Ankunft auf dem Flugplatz von Tunis war um 23:30 Uhr. Trotz später Stunde wurden die „Weltreisenden“ vom Racedirector und dem Tourismus-Minister empfangen. Man war stolz, dass Tunesien als Repräsentant für den Kontinenten Afrika ausgewählt worden war. Die weitgereisten Läufer waren Ehrengäste Tunesiens und erhielten VIP-Behandlung, sowohl bei der Einreise wie dann später auch noch bei der Ausreise. Da der Weiterflug nach Nordamerika bereits um 12:30 starten sollte wurde in Tunesien ein Nacht-Marathon gelaufen. Start war um 1 Uhr Nachts. Umziehen konnten sich die Teilnehmer direkt bei den Ausgrabungsstätten von Karthago. Auch hier hatte man durch Plakate und ein großes Ziel-Tor eine Marathon-Atmosphäre geschaffen. Gelaufen wurde eine großen Runde und sechs 5 km Runden. Alle ca. 150 m standen  während der gesamten Nacht Helfer. Es herrschten Temperaturen um den Gefrierpunkt, für die Helfer sicher eine größere Belastung als für die Läufer. Nach dem Zieleinlauf gab es für die Teilnehmer vor antiker Kulisse eine eindrucksvolle Siegerehrung.

 

 

Ruhetag in New York

 

Nächster Stopp New York. Da die vergangene Nacht durch den Nacht-Marathon in Tunis ausgefallen war, kam es den Läufern sehr gelegen, dass aus technischen Gründen nach 3 Nächten im Flugzeug eine Übernachtung im Hotel anstand. Am nächsten Morgen fiel pünktlich um 9 Uhr der Startschuss im Eisenhower Park, der östlich vom JFK-Flugplatz liegt. Da die folgenden Marathons in Chile und der Antarktis innerhalb von 24 Stunden stattfinden sollten verzichtete Jürgen Kuhlmey an diesem Tag erneut auf einen Start. Zeit für eine Neuorganisation des Gepäcks für die folgenden Läufe. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt machte er sich mit der Metro auf den Weg nach Manhattan. „Manhattan war wie immer interessant. Ich lief auf der 8. Avenue und genoss den „Ruhetag“ bei einem Kaffee bei Starbucks und später einem Hamburger bei McDonalds. So hatte ich ein wenig Zeit die letzten Tage bzw. Kontinente bzw. Marathons Revue passieren zu lassen und mir wurde so erst richtig bewusst, an was für einer verrückten Reise ich hier teilnahm. Wenn wir erzählten, dass wir gestern noch in Afrika waren, morgen weiter nach Südamerika fliegen würden um anschließend weiter in die Antarktis zu reisen schauten alle ungläubig. Wenn  diese Personen auch noch gewusst hätten, dass wir dort jeweils einen Marathon laufen wollen, hätte man eventuell die Polizei gerufen und angenommen wir seien geistig umnachtet.“ 

 

 

 

 

Geburtstags-Marathon in Chile

 

Der 13. Februar war ein ganz besonderer Tag für Jürgen Kuhlmey. Laufender Weise feierte er seinen 77. Geburtstag.

Nach einem Nachtflug landete die Gruppe in Santiago de Chile. Von dort ging es weiter nach Punta Arenas an der Südspitze von Chile. Viel Zeit zum Verschnaufen hatten sie dabei nicht. Schon bald nach der Ankunft wurden sie zum Start auf dem 6. Kontinent ihrer Abenteuer-Reise gerufen. Nach einer Verzögerung ging es um 18 Uhr los. Auf einer sehr schönen 5,3 km langen Strecke ging es entlang der Küste von Punta Arenas. Besonders eindrucksvoll war es als die Straßenlaternen eingeschaltet wurden, welche die Strecke malerisch erleuchteten, so dass  fast die ganzen 5,3 km wie ein Lichterband vor den Läufern lagen. Um Mitternacht hatten alle den Marathon geschafft, es gab eine schöne Medaille und den Hinweis sofort für den Überflug zur Antarktis die Sachen zu packen. Nach dem Duschen und Packen ging es zum dortigen Flugplatz. Um 5 Uhr in der Früh war dann auch pünktlich der Abflug. „Ich nutzte die Zeit bei dem etwas über 2 stündigen Flug, noch etwas Schlaf vor dem nächsten Marathon zu ergattern. Es war kritisches Wetter angesagt, jedoch bei der Landung war klare Sicht.  Erstaunlicherweise gab es in der Antarktis Straßen, Autos und einen ausgebauten Flugplatz. Erst bei der anschließenden Busfahrt erfuhr ich, dass das Flugzeug wegen zu schlechtem Wetters nach Punta Arenas zurückgeflogen war und nun eine lange ungewisse Wartezeit auf bessere Wetter beginnen sollte“, erzählt der Oldenburger.

 

Reise in die Antarktis wird zur Geduldsprobe

 

Am Vormittag des 5. Tages war es dann endlich soweit. Der Flieger hob ab zum zweistündigen Flug in die Antarktis. Die dortige Landebahn war eine Schotterpiste neben der aus früheren Tagen noch  eine bruchgelandete Militärmaschine lag. „Sehr vertrauenserweckend“, fand Jürgen Kuhlmey. „Unsere Schlafsäcke verhinderten ein Erfrieren, warm waren sie trotz der Max-Temperaturen von -24 Grad auch nicht. Da Nichts und auch gar Nichts in der Antarktis zurückbleiben durfte, gab es spezielle Hinweise für unseren Stuhlgang, der zur Entsorgung nach Punta Arenas zurückgeflogen werden musste - eine ganz eigene Welt auf unserem Planeten“, berichtet der Oldenburger.

Der Marathon begann um 5 Uhr in der Frühe und bestand aus 7 km langen Runden - vorbei an den Forschungsstationen der Chilenen, Russen und Chinesen. Das Gelände war bergig und teilweise vereist. Zusätzlich zu der 7 Kontinente-Gruppe gab es noch weitere Läufer beim Marathon und bei einem zusätzlichen 50 km Lauf. „Da ich meinen Eintrag in das Guinness-Buch als ältester Marathon-Läufer in 7 Kontinenten nicht gefährden wollte, habe ich auf die zusätzliche Runde mit Zuschlag verzichtet. Den Abschluss unserer Reise bildete eine Schlauchbootfahrt mit Zodiaks zu den Pinguin-Kolonien. So war der Abschluss dieser 7 Marathons auf 7 Kontinenten für mich noch ein kleiner Höhepunkt, auch wenn aus den geplanten 7 Tagen aufgrund des schlechten Wetters in der Antarktis und die dadurch bedingte Flug-Verzögerung 12 Tage wurden.“

 

Nachdem er während dieser Reise an fünf Marathons auf fünf Kontinenten teilgenommen hatte, holte er im April die noch fehlenden Starts in Nordamerika und Europa beim Boston bzw. Hamburg Marathon nach. Bisher war der älteste Mensch der dies geschafft hat Robert Rebello, der 2011 im Alter von 74 Jahren und 281 Tagen seinen siebten Lauf absolvierte. Für diesen Rekord benötigte er 7 Jahre. Kuhlmey gerademal 11 Wochen.


 [BT1]