Als Teil des Läufer-Tausendfüßlers über den Utkiek

Foto: Stephan Rakelmann
Foto: Stephan Rakelmann

 

Laufen ohne Anmeldung, Startgebühr und Zeitnahme. Als Stephan Rakelmann im Jahre 2010 den Osternburger Mittsommernachtsberglauf auf dem Utkiek ins Leben rief musste man diese Art von Läufen noch mit der Lupe suchen. Mittlerweile hat sich da speziell in Oldenburg mit den Themenläufen einiges getan. Da der Utkiek zu diesem Zeitpunkt bereits zu meinen Lieblingslaufrevieren in Oldenburg zählte war es für mich keine Frage ob ich beim Prämieren Lauf mit dabei sein würde. Eher schon ob es sich wirklich um einen Berglauf handelt. So erinnere ich mich an einen Trainingslauf auf dem Utkiek mit der amerikanischen Mittelstrecklerin Jacqueline Lomax (damals VfL Oldenburg), die mich nach dem Training irritiert fragte wo denn nun die Berge sein. Alles eine Frage des Blickwinkels. Für mich war ob Berg oder nicht klar, dass ich auch beim Jubiläumslauf am vergangenen Freitag dabei sein würde. Verändert hat sich wenig in den letzten Jahren. Immer noch stehen die Läufer bis kurz vor dem Start plaudernd in Grüppchen zusammen. Kein Anzeichen von Unruhe oder Nervosität wie man es häufig bei Volksläufen sieht. Zwischendurch sieht man immer wieder Läufer die Essbares Richtung Verpflegungsstand tragen, welches sie ihren Mitläufern zukommen lassen wollen. Während unter den Läufern Kuhglocken im Miniformat verteilt werden ergreift Rakelmann das Mikro und bittet die Läufer zum Start. Auch hier kein Zeichen von Hektik. Ist es bei anderen Läufen meist schwierig in die vorderen Reihen zu kommen herrscht hier sehr viel Platz, während zum Ende des Feldes die Reihen im dichter werden. Rakelmanns Traum einmal tausend Füße auf dem Utkiek in Bewegung zu bringen könnte an diesem Abend in Erfüllung gegangen sein. Begleitet vom zarten Klang hunderter Mini-Kuhglocken schickt Kerstin Rakelmann pünktlich um 21:06 Uhr mit einer Original-Zillertaler-Kuhglocke die Läufer auf die zwei Runden über den Utkiek. Mein Ziel: keine Gehpause. Die Blöße wollte ich mir in meinem „Wohnzimmer“ nun doch nicht geben eine der elf Steigungen gehen zu müssen. Dementsprechend entspannt gehe ich die Sache an. Einige wenige stürmen allerdings sofort los. Es waren schonmal mehr. Wenn die das mal nicht bereuen werden so schnell angegangen zu sein. Die erste Steigung kommt schon direkt nach dem Start damit man gleich weiß auf was man sich hier eingelassen hat. Allerdings ist es auch die Einfachste. Sozusagen zum Eingewöhnen, denn bereits die dritte Steigung ist die „Königssteigung“ auf den höchsten Punkt des Utkieks. Während die ersten hier schon eine Gehpause einlegen müssen komme ich einigermaßen gut rauf. Merke aber schon, dass aufgrund des fehlenden Aufwärmens der Motor noch nicht ganz rund läuft. Nun ist man auch schon mittendrin im anspruchsvollsten Abschnitt der Strecke. Die drei höchsten Erhebungen des Utkieks unmittelbar hintereinander ohne Flachpassagen zwischendrin. Das saugt einem schon ordentlich die Kraft aus den Beinen, egal wie schnell man unterwegs ist. Auf dem Rest der Runde folgt nur noch eine Steigung, so dass ich erst einmal wieder Kräfte sammeln kann für die erneute Überquerung der Dreier-Kombination in der zweiten Runde. Da komme ich dann auch deutlich leichter rüber als in Runde Eins da mittlerweile auch bei mir der Motor warmgelaufen ist. Nachdem wir auch die letzte Steigung geschafft haben werden wir mit einem traumhaften Ausblick auf eine untergehende, rote Sonne über den Baumwipfeln belohnt. „Was will man mehr bei einem Mittsommernachtslauf“, strahlt Stephan Rakelmann. Nach dem Lauf nur strahlende Gesichter als wir bei leckerem Fingerfood und Apfelschorle noch ein wenig beisammenstehen und uns austauschen. Als es anfängt dunkel zu werden löst sich die Läuferschar langsam auf, aber nicht ohne sich gegenseitig zu bestätigen auch im nächsten Jahr wieder zum Utkiek zu kommen.