Im Laufschritt über die Alpen

Das Abenteuer hat begonnen

 

 Ausgeschlafen, aber sehr nervös standen Michael und Manfred heute Morgen um 10 Uhr am Start des Transalpine in Obersdorf (700 Höhenmeter). Bei strahlendem Sonnenschein konnten sich die beiden auf den ersten fünf relativ flachen Kilometern einlaufen. Auch danach ging es erst einmal moderat bergauf bis auf 1000 Meter. Erst ab Kilometer 10 wurde es richtig hochalpin. Auf einer technisch sehr anspruchsvollen Strecke, die teilweise mit Seilen gesichert war,  ging es über Felsen, Schotter und Geröll innerhalb von vier Kilometern hoch auf 2000 Meter. Dreimal mussten Leitern überwunden werden.

„Anspruchsvoll, aber sehr schön. Hat Spaß gemacht und wir haben viele Fotopausen gemacht. Auch mit dem Wetter hatten wir Glück. Oberhalb der Baumgrenze war es zwar ein bisschen frisch, aber Jacken haben wir heute noch nicht gebraucht, das wird morgen wohl anders aussehen. Da laufen wir auf 2500m hoch und für die Höhe ist Schneefall vorausgesagt“, so Groth.

Allerdings mussten die beiden auch etwas Lehrgeld zahlen. „Da wir an der ersten Verpflegungsstelle noch nicht so viel getrunken hatten, haben wir es nicht für notwendig gehalten unsere Trinkrucksäcke aufzufüllen. Fünf Kilometer vor der zweiten Verpflegungsstelle war mein Rucksack dann leer. Manfred seiner hielt drei Kilometer länger. Die Verpflegungsstellen sind bestens bestückt. Überhaupt ist alles bestens organisiert.“

Nach sieben Stunden liefen die beiden dann, mit einem Polster von anderthalb Stunden auf das Zeitlimit, ins Ziel. „Wir sind zwar etwas müde, hatten aber sonst keinerlei Probleme.

Morgen wird es dann eine Nummer härter. Zwar sind es nur 24 Kilometer, aber gleich auf den ersten 5,4 Kilometern geht es hoch auf 2500 Meter. Wenn dort nicht zu viel Schnee liegt hoffen wir die morgige Etappe in fünf Stunden zu schaffen. Morgen benötigen wir auf jeden Fall festeres Schuhwerk als heute und wasserdichte Kleidung.“

Start der Etappe ist um 8 Uhr, Zielschluss 15 Uhr.

 

Matsch und Regen machen 2. Etappe zur Rutschpartie

 

Von Lech aus auf 1400 Meter führte die zweite Etappe des Transalpine zunächst extrem steil bergauf über verwinkelte Trails auf 2339 Meter. Matsch und Regen machten den Aufstieg zu einer echten Herausforderung. „Die Felsen waren teilweise so glatt, dass wir auf allen vieren hochklettern mussten. Einmal ging es sogar nur mit Hilfe eines Seils. Ein paarmal habe ich mich auf den Hosenboden gesetzt, aber glücklicherweise ist nichts passiert. Manfred hatte da mehr Glück, er ist zwar auch gerutscht konnte aber einen Sturz vermeiden. Einmal mussten wir ein Schneefeld durchqueren, was aber halb so wild war.“

Der zweite lange Anstieg brachte die beiden auf das 2543 Meter hohe Valvagehrjoch, bevor der letzte Downhill sieben Kilometer steil hinunter nach St. Anton (1400m) führte. „Wegen des langen steilen Abstiegs brennen uns jetzt ganz schön die Oberschenkel, aber sonst haben wir keinerlei körperliche Probleme. Auch hatten wir unterwegs keine Schwächephasen, es läuft alles bestens.“

Aufgrund der schwierigen Wegverhältnisse wurde das Zeitlimit um eine ¾ Stunde auf 7 ¾ verlängert. Trotzdem wurden bereits mehrere Teams wegen Überschreitung des Zeitlimits aus dem Rennen genommen. Manfred und Michael absolvierten die 24,7 Kilometer in knapp sieben Stunden und waren nie in Gefahr disqualifiziert zu werden.

Nach einer Pension am Vortag ist heute ein Massenquartier in einer Turnhalle angesagt. Morgen ist frühes Aufstehen angesagt. Um sieben Uhr fällt der Startschuss zu einer der härtesten Tagesetappen, die beim Transalpine-Run jemals gelaufen wurden. Auf 38,4 Kilometern müssen rund 3000 Höhenmeter Anstieg bewältigt werden.

Härtetest bestanden

 

 

 

Heute stand Michael und Manfred eine der härtesten Etappen die je beim Transalpine gelaufen wurden bevor. Beim Briefing am Vorabend hatte der Racedirektor alle Teilnehmer darauf hingewiesen, dass der heutige Kurs sehr anspruchsvoll werden würde und nur die Läufer an den Start gehen sollten die 100%-trittsicher sind und schon alpine Vorerfahrungen besitzen. Dies führte dazu, dass zwanzig Teams am heutigen Morgen nicht mehr an den Start gingen. Nicht so Manfred und Michael. „Wir hatten schon ziemliches Magengrummeln heute morgen und waren sehr aufgeregt, aber ans aufgeben haben wir nie gedacht.“

 

Pünktlich zum Sonnenaufgang fiel der Startschuss zur heutigen Etappe von St. Anton (A) nach Samnaun (CH). Zwei Aufstiege mit jeweils an die 1.500 Höhenmetern und zwei knackige Downhills galt es zu überwinden. Bis auf 2786 Meter ging es heute hoch. Schmale, matschige Singeltrails an denen es oft an einer Seite steil bergab ging und ein rutschiges Schneefeld machten es erforderlich die ganze Zeit über hochkonzentriert zu bleiben. Dass dies über neuneinhalb Stunden nicht möglich ist mußten die beiden im Laufe des Tages mehrmals feststellen. Manfred zog sich eine blutende Wunde an der Hand zu, die allerdings nicht weiter behandelt werden musste. Michael nahm ein unfreiwilliges Bad in einem Bach und nachher noch ein Schlammbad. Andersrum wäre es wohl besser gewesen. „Beim überqueren eines Bachs mussten wir auf einen Stein in der Mitte des Bachs springen. Bei Manfred hat er noch gehalten, als ich dann draufgetreten bin ist er weggerutscht und ich bin bis zu den Hüften im Wasser gelandet. Ich war so wütend, das ich am liebsten meine Stöcke weggeschmissen hätte. Zum Glück waren die an meinen Handschuhen befestigt.“

 

Oftmals war ein Laufen nicht möglich, da es zu steil oder zu glatt war. Abstiege waren teilweise mit Seilen gesichert.

 

Am letzten Verpflegungspunkt sorgte ein Helfer für unnötigen Stress, so dass die beiden Oldenburger in der Hektik vergassen ihre Trinkrucksäcke aufzufüllen. „Wir sollten uns nicht zulange aufhalten, damit wir innerhalb des Zeitlimits ankommen. Im Ziel hatten wir noch neunzig Minuten Luft obwohl wir zwischendurch sogar noch Fotopausen gemacht haben. Außer brennenden Oberschenkeln geht es uns gut.“

 

Die Pastaparty fand diesmal nicht im Läufercamp statt sondern in einem Panoramarestaurant. Hierfür wurden alle Läufer mit dem Bus zur sechs Kilometer entfernten Talstation einer Kabelbahn gefahren, mit dieser ging es dann hoch zum Restaurant.

 

Auf der morgigen Etappe nach Scuol werden auf knapp 37 Kilometern 2000 Höhenmeter überwunden.  Technisch ist die Strecke weitaus weniger anspruchsvoll als heute.

 

 

 

Halbzeit beim Transalpine

 

Die Hälfte ist geschafft. Nach der Hammeretappe von gestern müssten auch heute zweitausend Höhenmeter, verteilt auf 37,1 Kilometer überwunden werden. „Das war heute eine wunderschöne Etappe mit superschönen Singeltrails, genauso wie wir es uns vorgestellt haben. Bis auf die letzten Meter vor den Gipfeln waren die Trails technisch weniger anspruchsvoll wie gestern. Auf den meisten Wegen war es problemlos möglich zu laufen. Heute gab es kaum Gehpassagen“, war Michael Groth sichtlich begeistert vom heutigen Tag.

Direkt vom Start in Samnaun ging es auf einem 13 Kilometer langen Anstieg hoch zum Zeblasjoch (2539 m). Vorbei an schneebedeckten Hügeln ging es bei traumhaften Wetter wieder abwärts auf knapp unter 2000 Höhenmetern. Über einen knackigen Aufstieg ging es noch einmal hoch auf 2730 Meter. Über einen zehn Kilometer langen Abstieg ging es hinunter auf 1200 Meter zum Ziel in Scuol (CH). Da es heute trocken und von daher nicht so rutschig war mussten Manfred und Michael nicht so konzentriert laufen wie in den letzten Tagen und konnten daher die Landschaft genießen.

„Wir haben uns heute viel Zeit gelassen um Fotos zu machen und die Landschaft zu genießen. Trotzdem sind wir ziemlich kaputt. Es ist schon ziemlich anstrengend hochalpine zu laufen. Manfred und ich freuen uns schon auf morgen. Da müssen wir zwar 947 Höhenmeter auf 6,3 Kilometer überwinden, aber es sind nur knapp sechs Kilometer und wir lassen es ganz ruhig angehen um uns nicht zu verletzen.“

Das aber auch bei trockenem Wetter das Laufen auf den Singeltrails nicht ganz ohne Risiken ist musste ein Mitläufer der beiden Laufrauschler erfahren. Er musste das Rennen abbrechen nachdem er von einem Mountainbike Fahrer angefahren worden ist. Eine anderer konnte zwar die Etappe beenden konnte sich aber dem Spott seiner Konkurrenten gewiss sein. Er war ausgerutscht und mit dem Gesicht in einem Kuhfladen gelandet. An jedem Bach hielt er anschließend an um sich das Gesicht zu waschen. Zur „Belohnung“ wurde er im Ziel zum „Hero of the day“ gekürt.

Ein kleines Missgeschick ist dann Manfred aber doch noch passiert. Beim Überqueren eines Grabens blieb sein Stock im Schlamm stecken, während er weiterlief. Dies war nur deshalb möglich weil er aus Sicherheitsgründen bei Abstiegen die Hände aus den Schlaufen genommen hatte. Am Ende kam er aber doch mit beiden Stöcken ins Ziel.

Erstmalig übernachten die Läufer zweimal in der gleichen Unterkunft: Einem Luftschutzbunker mit Etagenbetten.

 

„Ruhetag“ in den Alpen

 

Kräftesammeln hieß es am heutigen „Ruhetag“ für Manfred Siebert-Diering und Michael Groth. „Lediglich“ 6,3 Kilometer mussten beim Bergsprint gelaufen werden. Aber 947 zu überwindende Höhenmeter zeigen, dass dies trotzdem kein Spaziergang war. Die beiden Laufrauschler ließen sich nicht durch die geringe Kilometerzahl dazu verleiten ein zu hohes Tempo anzuschlagen, sondern liefen möglichst kraft- und gelenkschonend den Berg hinauf. Dies war auch notwendig da Groth nach der letzten Etappe über Achillessehnenbeschwerden klagte und getapt wurde. „Michael musste ein wenig das Tempo rausnehmen, aber ist problemlos den Berg hochgekommen“, so sein Teamkamerad.

Bei sehr warmen Wetter wurde in umgekehrter Reihenfolge der Gesamtergebnisliste gestartet. Team Laufrausch ging als achtzehntes Team an den Start. „Das hat heute sehr viel Spaß gemacht. Wir haben sehr viele der vor uns gestarteten Teams überholt, wie eigentlich jedes Mal wenn es bergauf geht. Zum Glück ging es heute nicht mehr bergab, denn da werden wir regelmäßig von einheimischen Teams überholt. Die sind es einfach gewohnt schnell bergab zu laufen und von daher trittsicherer. Die Strecke war schon Teil der gestrigen Etappe, aber da kam sie mir viel länger vor. Allerdings hatten wir da auch schon mehr als dreißig Kilometer in den Beinen. Da wir als eins der ersten Teams im Ziel waren konnten wir uns in aller Ruhe den Zieleinlauf der Topläufer ansehen. Das war schon spannend zu sehen wie die teilweise den Berg hochgekachelt sind“, zeigte sich Siebert-Diering begeistert.

Auf dem Gipfel hatte der Veranstalter ein ganzes Restaurant reserviert wo die heutige Pasta Party stattfand. Anschließend ging es mit der Seilbahn wieder runter ins Läufercamp um sich im örtlichen Schwimmbad zu entspannen.

„Das war bisher unsere beste Nacht. Da die ganze Nacht über die Lüftung im Luftschutzbunker lief fühlten sich viele gestört und haben sich ein Hotel gesucht oder im Garten geschlafen und dadurch hatten wir viel Platz zum Schlafen. Anstatt einer Pritsche hatten wir nun jeder vier zur Verfügung. Uns hat die Lüftung nicht gestört. Im Gegenteil, das Geräusch der Lüftung hat das Schnarchen einiger Mitbewohner übertönt.“

Am Morgen wurde dann das Frühstück in der Schulmensa eingenommen, gleichzeitig besichtigten die Schüler die Bunkeranlage.

„Wir ergänzen uns als Team sehr gut. Michael ist stärker bergab und ich bergauf, so können wir uns gegenseitig besser unterstützen auf den einzelnen Streckenabschnitten“, zeigt sich Siebert-Diering sehr zufrieden mit den bisherigen Etappen und der Wahl seines Partners.

Morgen geht es nach Italien. Mit insgesamt 1633 Höhenmetern im Aufstieg verteilt auf 37,8 Kilometern sind die Teilnehmer zwar nicht am Limit, doch spätestens auf dieser Etappe geht es für den Großteil des Starterfeldes an die Substanz.

Die Achillessehne hat gehalten

 

Wie vom Veranstalter vorausgesagt ging diese Etappe bei vielen Teilnehmern an die Substanz, nicht so bei den beiden Laufrauschlern Manfred Siebert-Diering und Michael Groth. Ohne Zeichen von Müdigkeit und immer noch konditionell gut aufgestellt kamen sie mehr als anderthalb Stunden vor Zielschluss in St. Valentin (I) an.

Aber so ganz problemlos ging es dann heute doch nicht für die beiden Oldenburger. Bei der vorletzten Etappe hatte Groth den letzten steilen Berg etwas zu schnell angegangen, was eine Überlastung der Achillessehne zur Folge hatte. „Morgens sind die Schmerzen schon sehr stark und das ein oder andere Mal hat es ganz heftig unterwegs in der Wade gezwickt, so dass ich schon dachte: das war es jetzt. Aber als ich mich warm gelaufen hatte, wurde es besser und wenn ich die Stöcke gut einsetze, womit ich mittlerweile ganz gut zurechtkomme, oder es moderat bergab geht merke ich nichts. Heute Abend ist es auch schon wieder besser geworden“, zeigt sich Groth optimistisch.

Ansonsten war es eine sehr schöne Etappe bei klasse Wetterbedingungen. Die Trails die sich durch die Bergwelt der Alpen schlängelten waren gut zu belaufen und es gab diesmal auch keine Geröllfelder die kletternder Weise überwunden werden mussten. In Italien angekommen änderte sich auch die Vegetation. Pinienwälder prägen die Landschaft. „Der spektakuläre Steig durch die Uinaschlucht und die einzigartigen Panoramatrails in der Sesvennagruppe mit dem traumhaften Weitblick über schöne Täler entschädigte uns für alle Strapazen.“

Nachdem es auf den ersten sechs Kilometern erst einmal moderat bergab ging, mussten auf den nächsten zwölf Kilometern 1200m überwunden werden. Nun blieben die Läufer erst einmal auf einer Höhe von über 2100 Höhenmetern. Nachdem man den mit 2408 Metern höchsten Punkt des Tages erreicht hatte ging über zehn Kilometer bergab auf 1459 Metern, wo das Ziel in St. Valentin lag.

Übernachtet wird heute wieder einmal in einer Turnhalle. „Eine sehr schöne Halle, leider gibt es hier für alle Teilnehmer nur zwei Duschen und zwei Toiletten.“ Von den gestarteten 366 Teams sind noch 276 im Rennen, so dass Schlange stehen angesagt ist.

Morgen steht mit 42,6 Kilometern die Königsetappe auf dem Programm. Hier müssen noch einmal mehr als 2300 Höhenmeter erklommen werden. Mit der 2903m hohen Tabaretta-Scharte wird morgen der zweithöchste Punkt des diesjährigen Transalpine erklommen.

Königsetappe läutet Finale des Transalpine ein

 

Einen langen Anlauf konnten die Läufer am vorletzten Tag des Transalpine nehmen bevor es richtig zur Sache ging. Vom Start in St. Valentin (1459m) ging es auf den ersten elf Kilometern erst einmal runter auf 909 Meter, bevor es auf den nächsten achtzehn Kilometern moderat auf 1274 Meter ging. „Am Anfang war das heute recht entspannt, wir sind bis zur Halbmarathondistanz meistens auf Asphalt oder Schotter gelaufen und es ging viel bergab. Da konnten wir es einmal richtig rollen lassen. Bei Kilometer 10 sind wir mit 1:02 und bei Halbmarathon mit 2:38 durchgegangen“, beschreibt Manfred Siebert-Diering die erste Hälfte der Etappe.

Ab dann ging es aber noch einmal richtig zur Sache. Von 1274 Meter ging es innerhalb von neun Kilometern über hochalpine Traumtrails bis zur Tabaretta-Scharte auf 2903 Meter.

Von dort ging es über das Bärenjoch (2871 m), dem ausgesetzten und teilweise seilversicherten Übergang in das Suldental. „Uns hat sich noch ein Schwede angeschlossen, so dass wir die Steigung als Dreierteam angegangen sind. Bergauf haben wir auch eine ganze Reihe Teams überholt, u.a. auch das MTP Team Just For Fun. Ein Frauenteam mit dem wir vor ein paar Tagen gemeinsam ins Ziel gelaufen sind. Die eine von beiden wahr nah dran auszusteigen, das hat die andere sehr viel Energie gekostet ihre Teampartnerin zu überzeugen weiterzulaufen. Aber mit Erfolg, die haben uns im Abstieg wieder eingeholt und sind mit uns zusammen ins Ziel gelaufen. Wie wir überhaupt bergab von den „einheimischen“ Teams immer wieder überholt werden. Die laufen da mit Vollgas bergab. Das wollen und können wir nicht. Nicht noch stürzen und verletzen kurz vor dem Ziel.“ Auf geschotterten Singeltrails ging der finale, sechs Kilometer lange Downhill über noch einmal 1000 Höhenmeter zum Sportzentrum in Sulden (I).

Viel Natur geniessen konnte Siebert-Diering auf der 42,6 Kilometer langen Etappe nicht. „Es wahr heute sehr warm mit hoher Luftfeuchtigkeit und teilweise sehr diesig. Außerdem machte mir heute meine Höhenangst auf den seilgesicherten Passagen stark zu schaffen. Ich musste mich stark konzentrieren und hatte nicht so den Blick für die Natur. Für mich war es heute die härteste Etappe bisher. Wir sind ja heute etwas mehr als einen Marathon gelaufen, und das hochalpine. Aber konditionell gibt es noch keinerlei Probleme bei uns beiden.“

Zwar hatte Siebert-Diering leichte Knieprobleme nach dem langen Downhill, aber das hatte sich nach kurzer Zeit im Ziel wieder gegeben. Genauso wie die Achillessehnenprobleme von Michael Groth, der die heutige Etappe ohne größere Probleme überstand. „Heute musste Michael mich am Ende etwas ziehen. Jetzt gönnt er sich gerade eine Massage für seine angeschlagene Achillessehne. Aber jetzt sind wir so weit gekommen, da ziehen wir morgen die letzte Etappe durch. Komme was wolle“, geben sich die Laufrauschler kämpferisch vor der abschliessenden Etappe.

Die werden nur noch 266 der 366 vor einer Woche gestarteten Teams in Angriff nehmen. Da geht es auf den ersten acht Kilometern ein letztes Mal richtig zur Sache. Vom Startort in Sulden auf 1847 Metern geht es vom Start weg hoch zum 3120 Meter hohen Madritschjoch, der höchste Punkt der jemals bei einem Transalpine-Run überquert wurde. Auf den restlichen 31 Kilometern geht es größtenteils bergab bis zum Ziel in Latsch (I).

Übernachtet wird heute in der Tiefgarage eines Hotels, wobei die beiden Oldenburger sich Parkplatz Nr. 16 teilen.

Es ist vollbracht

 

 

 

Nach acht Tagen, an denen  insgesamt 15879 Aufstiegshöhenmeter und 261,3 Horizontalkilometer überwunden wurden, war es heute soweit, das Ziel in Latsch wurde erreicht. Aber wer gedacht hat er könnte auf der letzten Etappe entspannt ins Ziel laufen sah sich getäuscht. Auf den 39,8 Kilometern von Sulden nach Latsch wurde den Teams noch einmal alles abverlangt. Immerhin warteten 1897 Höhenmeter im Anstieg auf die Läufer. Doch damit nicht genug. Es warten auf die Läufer noch mit dem 3120 Meter hohen Madritschjoch der höchste Punkt, der jemals bei einem Transalpine-Run überquert wurde sowie der insgesamt 3107 Meter lange Abstieg, der in der Historie dieses Etappenlaufs ebenfalls eine Rekordmarke darstellt. Aber selbst im Downhill mussten noch 600 Höhenmeter überwunden werden.

 

Los ging es aber vom Start weg mit dem acht Kilometer langen Anstieg zum höchsten Punkt des Transalpine. Hier mussten noch ein letztes Mal rund 1300 Höhenmeter überwunden werden. „Die erste Steigung war noch ganz ok und wir sind das ganze recht entspannt angegangen. Glücklicherweise hat mir auch meine Achillessehne keine Probleme gemacht“, beschreibt Michael Groth den Start in die letzte Etappe.

 

„Heftig wurde es erst auf den letzten zehn Kilometern. Auf Singeltrails ging es Downhill. Die ersten fünf Kilometer waren eine Sandpiste gespickt mit Felsen. Hier mussten wir uns die ganze Zeit konzentrieren um nicht zu stürzen. Bei manchen war die Konzentration nach acht Tagen nicht mehr voll da. Eine Läuferin ist gestürzt und mit dem Kopf auf einen Felsen geschlagen. Sie wurde mit dem Hubschrauber ausgepflogen und wir wissen noch nicht wie es ihr geht. Ich habe im Abstieg dann nicht nur meine lädierte Achillessehne sondern auch die andere Seite sehr stark gemerkt. Manfred hatte am Ende ziemlich Kniebeschwerden. Hinzu kamen die sehr hohen Temperaturen, die uns das Leben schwer machten. Teilweise stand die Luft regelrecht.“

 

Wer dachte es ginge nur noch bergab, musste sich eines anderen belehren lassen. Immer wieder ging es auch wieder ein Stück bergauf. So z.B. vier Kilometer vor dem Ziel als es noch einmal hoch zu einer alten Burg ging. Insgesamt war das Terrain sehr wellig im Downhill.

 

„Der Zieleinlauf war für uns sehr emotional. Wir hatten wie schon am Start Tränen in den Augen und sind uns in die Arme gefallen. Es war für uns beide das Abenteuer unseres bisherigen Lebens. Einfach eine geile Erfahrung. Eine spirituell und emotional tolle Reise. Wir haben sehr viel über uns selbst und über den anderen gelernt. Manfred und ich haben uns sehr viel untereinander ausgetauscht und so voneinander profitiert. Auch haben wir viel über Sachen nachgedacht die nichts speziell mit dem Laufen zu tun hatten. So habe ich viel an meinen Großvater gedacht der Bergführer war und gerne in den Alpen unterwegs gewesen ist. Auf dem Madritschjoch habe ich einen Stein für ihn mitgenommen.“

 

„Es war wunderschön aber so ganz können wir das alles noch gar nicht richtig verarbeiten, das wird wohl noch einige Tage dauern bis wir all die vielen Eindrücke und Erlebnisse verdaut haben. Nun ist es aber auch an der Zeit, dass es vorbei ist. Nicht nur für mich sondern auch für Anita, die sich natürlich Sorgen gemacht hat wenn ich auf engen Singeltrails, wo es an der einen Seite steil bergab ging, durch die Alpen gelaufen bin.

 

Man hatte während der acht Tage keine Zeit für sich selbst. Erst waren wir einen ganzen „Arbeitstag“ lang unterwegs und dann mussten wir jeden Tag den restlichen Tagesablauf organisieren. Wo finden wir die Toilette, die Duschen und wo findet die Pasta Party statt. Mussten unser Gepäck und unsere Schlafstelle finden. Eventuell Wäsche waschen, unser Gepäck für den nächsten Tag packen und versuchen zu schlafen. Morgens hieß es früh aufstehen, frühstücken und Gepäckabgabe. Eine Stunde vor dem Start mussten wir zur Ausrüstungskontrolle. Am Start waren wir dann jedes Mal hoch konzentriert und sehr angespannt.“

 

Die letzte Nacht wird noch einmal in einer Turnhalle übernachtet. Morgen früh um 8 Uhr geht es dann mit dem Bus zurück nach Obersdorf.