Mental Training – Der entscheidende Unterschied

Eigentlich war alles angerichtet für eine neue Bestzeit. Den Trainingsplan eins zu eins eingehalten. Keine Verletzung zwang zu einer Trainingspause. Die Ernährung entspricht den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Kein Stress auf der Arbeit oder zuhause. Gut geschlafen. Und dann das! Die Bestzeit klar verpasst. Schon nach einem Kilometer waren die Beine schwer wie mit Beton gefüllt. Wie konnte das nur geschehen?

Ein gut trainierter Körper ist eine gute Voraussetzung für einen erfolgreichen Wettkampf aber manchmal reicht dies nicht. Höchstleistungen im Sport sind nur dann möglich wenn Körper und Geist dies wollen. Und dies gilt ebenso für Freizeitsportler wie für Profis. Die Aussage von Tennislegende Boris Becker: „Das Spiel wird zwischen den Ohren entschieden“, lässt sich nahtlos für jeden anderen Sport übernehmen. Der Unterschied zwischen dem ersten und dem zweiten ist häufig der, dass der spätere Sieger den Sieg etwas mehr gewollt hat als der Unterlegene. Oder aber der Zweite dem selbstaufgelegten Druck nicht gewachsen war. Dies gilt gleichwohl für unseren oben beschriebenen Läufer der trotz gutem Training seine Bestzeit nicht knacken konnte.

Ein Topsportler würde jetzt eventuell einen Sportpsychologen zu Rate ziehen. Soweit muss ein Freizeitsportler nicht gleich gehen. Aber er kann sich einer Strategie bedienen die aus der Sportpsychologie kommt: dem Mentalen Training. Ziel hierbei ist es sich geistige, sportliche und emotionale Bewältigungsstrategien und Techniken anzueignen und zu verbessern.

Es wird geübt sich im Geiste vorzustellen wie man in einer bestimmten Situation denken, fühlen und handeln will. Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches mentales Training ist die Entspannung. Deshalb wird es auch meist im Liegen mit geschlossenen Augen durchgeführt. Eine neue Handlungsweise ist dann erfolgreich wenn sie möglichst automatisch geschieht. Also aus dem Unterbewusstsein heraus. Unser Unterbewusstsein tut sich aber ein wenig schwer mit Veränderungen.

Während im Kleinkindalter Bewältigungsstrategien und –Techniken noch ziemlich leicht ins Unterbewusstsein gelangen, wird es bereits im Alter von sechs Jahren zunehmend kritischer gegenüber Veränderungen. Der Zugang zum Unterbewusstsein wird mit der Zeit nur noch in starken Stresssituationen und Entspannungsphasen wie z.B. unmittelbar vor dem Einschlafen oder nach dem Aufwachen möglich. Bei manchen Menschen können Änderungen der Verhaltensweise sogar nur durch Hypnose ausgelöst werden.

Die Phase in der der Zugang zum Unterbewusstsein etwas durchlässiger ist nutzt das Mentale Training um die gewünschte Verhaltensweise einzupflanzen. Was sich hier so einfach liest ist in Wahrheit eine recht komplizierte Geschichte. Allein daran sich auf diese Art des Trainings einzulassen scheitern viele. Wer nicht an den Erfolg dieses Trainings glaubt dem wird es auch nicht helfen. Hat man sich darauf eingelassen muss man trotzdem realistisch bleiben. Auch Mentales Training macht aus einem mittelmäßigen Athleten keinen Olympiasieger. Auch ein Läufer der Angst vor dem Laufen im Gelände hat wird diese nicht von heute auf morgen verlieren.

Weder Mentales Training noch ein gutes Trainingsprogramm werden zum Erfolg führen wenn man nicht mit Spaß bei der Sache ist. Aber auch ein regelmäßiges Mentales Training verhindert nicht die Nervosität die einen vor dem Start befällt. Und das ist auch gut so. Eine gewisse Grundspannung muss sein um gute Leistungen abrufen zu können.