Rio 2016 – Ruth Spelmeyer lebt ihren olympischen Traum

Eine Woche ist es nun her, dass in Rio de Janeiro das olympische Feuer verloschen ist und für die Oldenburgerin Ruth Spelmeyer mit einer farbenfrohen Abschlussfeier ihr olympischer Traum ein würdiges Ende fand. So richtig Zeit das Erlebte zu verarbeiten blieb der derzeit schnellsten deutschen 400 m Läuferin allerdings noch nicht. Nach einer langen Atlantiküberquerung im „Siegerflieger“ der Lufthansa gemeinsam mit der berühmt, berüchtigten Feierfraktion der Bronzemedaillendekorierten Handballer und Hockeyspieler ging es in einem Buskonvoi zum Frankfurter Römer wo sie von Bundespräsident Joachim Gauck in Empfang genommen wurden. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir hier von so vielen Menschen so begeistert empfangen werden würden. Da war die Müdigkeit schnell verflogen“, freute sie sich über den begeisterten Empfang. Weiter ging es mit dem Flieger nach Hannover wo sie ihr Trainer Edgar Eisenkolb abholte. Eine Überraschungsparty ihrer Freunde rundete ihren ersten Tag zurück in Deutschland ab. Am Tag drauf durfte sie sich in das Goldene Buch der Stadt Hannover eintragen, bevor sie dann am Donnerstag gemeinsam mit Oldenburgs Oberbürgermeister Karsten Krogmann das Stadtfest eröffnete. Nun steht erst einmal ein dreiwöchiger Urlaub an indem sie sich erholen kann und ihren gelebten Olympiatraum Revue passieren lassen kann.

Zwei Wochen lang durfte sie das besondere Flair im olympischen Dorf genießen. Das deutsche Olympiateam wohnte in einem achtzehnstöckigen Hochhaus, gemeinsam mit den Teams aus Belgien und Luxemburg. „Man hätte sich schon gewünscht, dass hier etwas häufiger geputzt worden wäre. Mit zwei Mädels mit langen Haaren wird das schon ein wenig problematisch“, zeigte sie sich im Großen und Ganzen aber zufrieden mit ihrer Unterbringung. Jeweils zwei Athleten bewohnten hier ein karg eingerichtetes Zimmer. Da war es schon ein wenig problematisch all seine Ausrüstungsgegenstände unterzubringen. Aus sage und schreibe einundsiebzig Einzelteilen bestand die vom DOSB ausgeteilte Olympiakollektion der Athleten. „Wir haben sogar eine Daunenjacke bekommen, wo ich mich Anfangs gefragt habe was ich damit solle. Am Ende war ich aber froh sie zu haben“, erzählt Spelmeyer. Zum Essen ging es in die Mensa wo sich die Athleten aus aller Welt trafen. „Es gab zwar eine große Auswahl an Speisen, aber dadurch das die Mensa quasi den ganzen Tag auf hatte lag das Essen teilweise recht lange in den Stahlbehältern, was die Qualität nicht unbedingt verbesserte. Gegen Ende habe ich mich nach dem Essen in Deutschland gesehnt. Glücklicherweise hatten wir die Möglichkeit im Deutschen Haus essen zu gehen, wo auch jeden Tag frisches Brot gebacken wurde“, zeigte sie sich nicht unbedingt als Freund des Essens in der Mensa.

Das Deutsche Haus diente aber auch als Rückzugsort für die Athleten wo sie sich entspannen konnten und die Möglichkeit hatten sich mit anderen Sportlern auszutauschen. „Man kam aber auch immer wieder im Aufzug ins Gespräch, da den ja alle nutzen mussten“, erwies sich dieser als Kontaktbörse der Sportler aus den unterschiedlichen Sportarten. Der Besuch anderer Sportarten sowie das touristische Programm beschränkte sich allerdings auf ein Minimum. „Da sich meine Wettkämpfe über eine Woche hinzogen habe ich außer einem Hockeyspiel, von dem ich anfangs nichts verstanden habe, und einem Besuch des Zuckerhuts mit der Christo-Statue nicht viel mitgekriegt. Schließlich durfte ich ja meine sportlichen Ziele nicht aus dem Blick verlieren und fokussiert bleiben“, was ihr ja bekanntermaßen sehr gut gelungen ist.

„Als ich meinen Vorlauf hatte war ich darauf eingestellt vor halbleeren Rängen zu laufe, schließlich sind wir ja vormittags gelaufen. Und dann komme ich in ein vollbesetztes Stadion und laufe gegen die besten 400 m Läuferinnen der Welt, u.a. gegen die spätere Olympiasiegerin Shaunae Miller. Das war schon überwältigend“, läuft es ihr noch heute kalt den Rücken runter, wenn sie daran denkt. „Nach meinem Halbfinale war ich noch eine Zeitlang im Stadion als auf einmal das ganze Stadion anfing zu toben und man sich wie auf einem Popkonzert vorkam“, erinnert sie sich an den kurzen Moment an dem die Deutsche Meisterin und der Superstar der Leichtathletik, Usain Bolt, gemeinsam im Innenraum des Olympiastadions waren.

Nachdem sie die Eröffnungsfeier verpasst hatte durfte sie am letzten Tag mit der deutschen Mannschaft an der Abschlußzeronomie teilnehmen. „Das war ein tolle Erlebnis, auch wenn es wegen des Regens recht kühl war. Eine schöne bunte Feier und als das olympische Feuer verlosch kam schon etwas Wehmut auf“, erzählt sie von ihrem persönlichen Abschluss in Rio, bei dem sie sich nicht nehmen ließ in die abgelegten Kostüme der Sambatänzerinnen zu schlüpfen. „Das war das gewaltigste und beeindruckendste was ich je erlebt habe. Das absolute Highlight meiner bisherigen Karriere“, zieht sie ein mehr als positives Fazit ihres olympischen Abenteuers.