Till Luhmann – Laufend Einheit zwischen Körper und Geist spüren

Foto:  Yury Iwtschenko
Foto: Yury Iwtschenko

Wenn am 12. März der Startschuss zum 47. Straßenlauf des VfL Oldenburg fällt feiert Till Luhmann vom Team Laufrausch ein kleines Jubiläum. Bereits zum 10. Mal steht der ehemalige Fußballer des TuS Eversten an der Startlinie im Marschweg Stadion. Immer über die 25 km. „Mein erster Start war 2007. Danach habe ich jedes Mal mitgemacht außer 2013, da musste ich erkältungsbedingt verzichten. Auf den 7. Platz in 2009 bin ich ziemlich stolz und auch auf die 1:40:49 im Jahre 2011. Eine Zeit von 1:40:00 entspricht ja genau einem 4:00er-Schnitt. Da habe ich immer versucht hinzukommen, aber es hat jedes Mal ein bisschen gefehlt. Der VfL 25er ist ein puristischer Lauf. Er ist mein Lieblingslauf. Wenn du gestartet bist, kannst du ihm nicht entrinnen. Es gibt keine Zuschauer, du bist komplett auf dich gestellt.“, schwärmt der 53jährige von „seinem“ Lauf.

 

„Bei dem Lauf darf man Wetter und Wind nicht unterschätzen. Auf keinen Fall darfst du dich zu warm anziehen, denn meist wird es im Verlaufe des Vormittags warm und dann kommen dir schon hinter der Wendemarke die nach Luft ringenden, zu dick verpackten Läufer mit roten Köpfen entgegen. Am tollsten finde ich die Wendemarke: Du rennst auf diesem unscheinbaren Fahrradweg ins Niemandsland hinein. Dann steht da auf einmal dieser Mann mit einem Stuhl mitten auf dem Weg und sagt dir mit stoischer Ruhe die Zeit an. Ein kurzes Nicken, die Wende auf dem Fuße und auf einmal siehst du wie an einer Perlenschnur aufgereiht die Läufer die du zuvor hinter dir hergezogen hattest. Für die nächsten 200m setzt du nach Möglichkeit einen entspannten Blick, ggf. sogar ein Lächeln, auf. Die Botschaft an alle Läufer die noch in Reichweite sind lautet: Bleibt hinter mir, es lohnt die Mühe nicht ran zulaufen. Kurz vor Wöbken auf dem Rückweg die Halbmarathon-Marke. Jetzt beginnt erst das Rennen! Jetzt zeigt sich, ob du richtig trainiert hast, ob du das Tempo zusätzliche 4km hochhalten kannst! Das geht schon mal munter los mit der Steigung hoch zur Küstenkanalbrücke. Oben hast du das Gefühl zu stehen. Aber du musst weiter durchziehen. Die Strecke wird uneben, es kommen viele Abbiegungen und wechselnder Untergrund hinzu. Wenn du das Tempo auch hier noch halten willst, verlangt dir das alles ab. Dann die Erlösung, das Einlaufen ins Stadion, die weiche Tartanbahn. Endspurt. Ziel. Phantastisch!“, beschreibt der gebürtige Bremer was für ihn der 25er ausmacht.

 

Überhaupt beschäftigt sich der Laufrauschler der ersten Stunde bei weitem nicht nur mit den rein sportlichen Aspekten des Laufens wie Zeiten und Platzierungen. „Das faszinierende an diesem Sport ist das man dabei die Einheit zwischen Körper und Geist spürt. Es liegt an einem selbst dies zu erleben und zu steuern. Bei einem lockeren Dauerlauf kann ich richtig gut entspannen und habe das Gefühl ich könnte ewig laufen“, erzählt er was ihn so an seinem Sport fasziniert. Angefangen mit dem Laufen hat er bereits als 18jähriger. „Aber nur als Schönwetterläufer. Meinen ersten Wettkampf habe ich dann zwei Jahre später bei der Bundeswehr gemacht.“ Richtig los ging es bei ihm dann aber erst 2003. Durch die Teilnahme an einem Berglauf in Österreich wurde bei ihm der Ehrgeiz geweckt. Zunächst noch ohne Trainer, nahm ihn ein Jahr später Arnold Frerichs unter seine Fittiche. „Vorher habe ich ohne System trainiert, das machte aber keinen Spaß. Strukturiert trainieren ist deutlich stressfreier und dadurch angenehmer. So habe ich dann auch den Zugang zu diesem Sport gefunden. Von Arnold habe ich viel über Lauftechnik und systematisches Training gelernt. Von Rainer Wilke über Laufmantras. Sich inhaltlich mit dem Laufen zu beschäftigen“, erzählt er wer wichtig für seine Entwicklung als Läufer war. Mittlerweile gehört er zu den bekanntesten Läufern in Oldenburg, der regelmäßig in seiner Altersklasse ganz weit oben auf dem Treppchen landet. Mittlerweile konnte er auch seine Frau Lisa mit dem Laufvirus infizieren. „Sie flucht zwar im Vorfeld des VfL-Laufes über die grausame Strecke, aber ich bringe ihr vom Meldebüro am Samstag dann einfach eine Startnummer mit und sie ist zu geizig diese verfallen zu lassen“, schließt er grinsend.