Diettrichs Lauf durch den eigenen Vorgarten

Selten war die Bezeichnung Heimrennen so passend wie bei Georg Diettrich wenn er beim Oldenburger Silvesterlauf an den Start geht. Quasi durch seinen Vorgarten führt die 5 km lange Laufstrecke am letzten Tag des Jahres. „Bequemer geht’s kaum“, schmunzelt der dreimalige Sieger, der damit auch Rekordsieger ist. Einzig Diettrich konnte den Lauf bisher mehr als einmal für sich entscheiden, zuletzt 2012.

Dabei ist der gebürtige Wilhelmshavener eigentlich ein Spätstarter in Sachen Laufsport. Er war bereits 18 Jahre alt als er mit dem Laufen begann, zuvor hatte er es u.a. mit Fußball, Badminton und sogar Fechten versucht. Erst als er im Jahre 1988 als Austauschschüler in Connecticut (USA) weilte fand er zur Leichtathletik. „Ich hatte es zuerst mit Eishockey versucht. Aber schon damals hatte ich nicht gerade den idealen Körperbau für diesen Sport. Von daher folgte ich dem Rat meiner Gastmutter es mal bei den Leichtathleten zu versuchen, da könne jeder mitmachen,“ erzählt er mit einem Grinsen. Dieser Rat war Gold wert. Schon nach zwei Monaten Training konnte er seinen ersten Titel feiern. In der Leichtathletikhalle der Yale University konnte er sich in 9:35 Minuten über 2 Meilen den Titel des State Champion sichern. „Es war genauso wie man es aus dem Fernsehen kennt. Das Team fuhr in gelben Schulbussen zur Halle, wo schon zahlreiche andere Busse parkten. Und in der Halle waren dann nicht nur deine Teamkameraden, sondern auch viele Mitschüler die nur zum anfeuern gekommen waren“, erinnert er sich gerne zurück. Die USA sollte Jahre später noch einmal eine wichtige Rolle in seiner Laufkarriere spielen.

Zurück in Deutschland schloss er sich der Trainingsgruppe um Trainerlegende Hein Arians in Wilhelmshaven an. Nachdem er schnell festgestellt hatte, dass die Mittelstrecke nicht so ganz sein Metier war, konzentrierte er sich in den nächsten zehn Jahren auf die 5000 und 10.000 m auf der Bahn und den Crosslauf. Und das mit Erfolg. Zahlreiche Landesmeister- und Norddeutsche Titel zeugen davon. Noch einmal zog es ihn 1994 in die USA, wo er ein College in Philadelphia besuchte. Am 28. April lief er hier dann bei den Penn Relays in Philadelphia in 29:22,92 seine persönliche Bestleistung über 10.000 m. „An dem Tag passte einfach alles“, erinnert er sich.

Als er dann 1999 ein Referendariat in Braunschweig begann wechselte er zur dortigen LG. Hier wurde aus dem Bahnläufer nicht nur nach und nach ein Straßenläufer, auch konnte er sich mit der Mannschaft der LG Braunschweig den deutschen Meistertitel sichern. Mittlerweile hat er mit einigen gleichgesinnten den LC Wechloy ins Leben gerufen, für den er seit diesem Jahr an den Start geht.

Auch nach mehr als 25 Jahren hat er die Lust am Laufen noch nicht verloren. „Es hat ja von Anfang an ganz gut geklappt und ich schaffe es ja immer noch die Jüngeren in Zaum zu halten. Mal schauen wie lange das noch klappt. Laufen ist eine feine Sportart. Anders als beim Fußball wo der Erfolg auch von deinen Mitspielern und dem Trainer abhängig ist, bekommst du beim Laufen das was du investierst auch zurück. Der Asphalt, die Straße und Du.“ Neben seinem eigenen täglichen Training trainiert er beim TuS Eversten und Team Laufrausch Läufer unterschiedlichster Laufstärke. Aber auch in seiner tierischen Karriere als Hubird, dem Maskottchen der Baskets, hilft ihm seine gute konditionelle Form. „Ich bin jedes Mal ziemlich durchgeschwitzt, aber es macht wahnsinnig Spaß und geschauspielert habe ich in meiner Schulzeit ja auch schon“, erzählt der 45jährige Pädagoge, der laut eigener Aussage zu dem Job gekommen ist, weil er mal wieder den Mund zu voll genommen hat. „Bei einer Schulskifahrt habe ich gegenüber meinem Kollegen und damaligen Co-Trainer Ralph Held wohl etwas zu sehr rumgetönt. Auf jeden Fall wurde ich dann einige Zeit später daraufhin angesprochen den Job zu übernehmen“.